Vom Pferd erzählen
Die Redewendung „vom Pferd erzählen“ (Unsinn erzählen, lügen), die den Buchtitel Onkel Theo erzählt vom Pferd so doppeldeutig macht, ist anscheinend nicht im ganzen deutschen Sprachgebiet bekannt. (Über Hinweise hierzu würde ich mich freuen.)
Einmal kam sie aber in die Schlagzeilen der Zeitungen: Als Uli Hoeneß der Prozess gemacht wurde wegen Steuerhinterziehung, fuhr dessen eigener Verteidiger seinen Mandanten an: „erzählen Sie keinen vom Pferd!“ (FAZ-Artikel)
Angeblich geht die Redewendung zurück auf die Belagerung Trojas: Um Truppen in die belagerte Stadt einzuschleusen bauten die Griechen das berühmte Trojanische Pferd, in dessen hohlem Körper sich Soldaten versteckten. Die Trojaner waren unschlüssig und sich nicht ganz einig, was sie mit dem Gaul anstellen sollten. Sie entdeckten einen Mann, der ihnen erklärte, es handele sich um ein Opfer für die Göttin Athene. Dieser Mann war aber von Odysseus zurückgelassen worden, um den Trojanern „vom Pferd zu erzählen“. Er tischte ihnen also eine dreiste Lüge auf und die gutgläubigen Trojaner schafften das Holzpferd in die Stadt. Der Rest ist Geschichte.
Eine andere Erklärung: „Streng genommen müsste es heißen: vom Pferd herab erzählen, denn der Erzählende fühlt sich höher gestellt als sein Zuhörer und hält diesen für dumm. Was immer man ihm als wahr darzustellen versucht, wird dieser schon glauben: aus Naivität oder aber, weil er hierarchisch unter demjenigen steht, der vom Pferd erzählt.“ (http://www.dw-world.de/dw/article/0,,1455728,00.html) Es redet also nach dieser Deutung der adlige Ritter sozusagen von oben herab zum Bauern oder einfachen Mann.
Ich könnte mir auch vorstellen, dass der Ausdruck vom Pferdehandel kommt. Was dort vom Pferd erzählt wird, ist ja auch nicht immer die reine Wahrheit. Aber einen ausreichenden Beleg habe ich für keine Erklärung gefunden.
Laut Onkel Theo ist die letzte Erklärung sehr wahrscheinlich. Im arabischen Raum, wo das Kamel so wichtig war wie in Europa das Pferd, heiße es nämlich nach faulen Ausreden: „Sage mir nichts von alten Kamelen!“ Dieser Ausdruck sei (leicht abgewandelt) sogar bis ins Rheinland vorgedrungen: In Köln erzählt man sich (nicht nur am Karneval) gern „olle Kamelle“. Aber das ist wieder eine ganz andere Geschichte …
Ob der Bleistiftritter aufschreibt,
was er eben vom Pferd erzählt hat?
(Illustration von Marianne Lechner aus:
Ein Esel ist ein Zebra ohne Streifen.)
Pech und Glück eines Autors – 20 Jahre Onkel Theo als Buch
/in Aktuelles, Geschichten /von ebbertzOnkel Theo erzählt vom Hamster
/in Geschichten /von ebbertzEine lahme Schlittenfahrt
/in Aktuelles, Geschichten /von ebbertz