Martin Ebbertz
Onkel Theo erzählt vom Hamster
„So, liebe Kinder“, sagte Onkel Theo. „Heute werdet ihr mal wieder was lernen.“ Die Kinder setzten sich auf Onkel Theos grünes Sofa und spitzten die Ohren. „Also“, sagte Onkel Theo. „Der Hamster.“ Und er kratzte sich am Kopf.
„Der Hamster ist ein kleines Tier mit großen Nagezähnen und riesigen Backen, in denen er seine Vorräte nach Hause trägt. Da passt allerhand hinein! So wurde einmal ein rattenartiger Zwerghamster mit 90 Kilogramm Sojabohnen in den Backentaschen gefunden!
Der Hamster gehört zu den wenigen Tierarten, die so bekannt sind für eine Tätigkeit, dass diese nach ihm benannt wurde. Der Stier zum Beispiel stiert in die Luft, der Tiger tigert irgendwo herum und der Löwe löwt durch die Wüste. Der Mops mopst, die Maus lässt das Mausen nicht – und der Hamster? Na klar, der Hamster hamstert!
Der Hamster packt sich so viel wie nur geht in seine Backentaschen und bringt die Sachen in ein geheimes Versteck. Und wenn Menschen sich übertrieben viele Vorräte anlegen, nennt man das ‚Hamstern‘.
Jeder Hamster hat ein spezielles Sammelgebiet. Der Feldhamster sammelt alles, was auf Feldern wächst, also zum Beispiel Getreide und Gemüse. Im Winter freut er sich über seine Vorräte und hat immer genug zu fressen.
Der Goldhamster sammelt so viel Gold, wie er nur kriegen kann. Wenn man einen goldenen Ring unbeaufsichtigt in einem Zimmer liegen lässt, dann kann es passieren, dass ein Goldhamster ihn – mopst?, nein – maust?, nein, natürlich hamstert! Er steckt den Ring in die Backentasche, die schon prall gefüllt ist mit anderen Ringen, mit goldenen Ketten und Münzen. Er trägt die Beute in sein Versteck. Er kann kaum laufen, denn Gold ist ungeheuer schwer. Seine Backen hängen herunter und schleifen über den Boden.
Das Versteck für das viele Gold muss gut ausgewählt sein, damit niemand anders es findet. Ein Goldhamster aus dem Rheinland hatte einmal seine Beute am Flussufer gelagert, leider viel zu nah am Wasser! Das Gold wurde ihm von einem Goldfisch gestohlen, der es im Fluss versenkte. Und noch heute erzählen sich alle Hamster die legendäre Geschichte vom berühmten Goldschatz auf dem Grund des Rheins.
Natürlich gibt es noch andere Hamster, die ebenso fleißig hamstern wie der Goldhamster. Der Nudelhamster hamstert Makkaroni, Spaghetti, Spätzle und alle anderen Nudelsorten. Und was der Pappenhamster hamstert, könnt ihr euch sicher denken – nämlich alles, was aus Papier und Pappe ist!
Kurz bevor der Winter begann, saßen einmal ein Feldhamster, ein Goldhamster, ein Nudelhamster und ein Pappenhamster zusammen. ‚Habt ihr auch schön vorgesorgt für den Winter?‘, fragte der Feldhamster. Und er zählte auf, was er alles so hatte.
‚Ich habe jede Menge Gold!‘, rief der Goldhamster.
Der Nudelhamster lachte sich schlapp: ‚Dann gibt es bei dir also Gold zu essen? Bei mir gibt es Nudeln!‘
Der Goldhamster grummelte irgendwas vor sich hin.
‚Und was gibt es bei dir?‘, fragte der Nudelhamster den Pappenhamster. Der Pappenhamster schwieg, aber der Feldhamster hatte so eine Ahnung. ‚Ich kenne meine Pappenhamster!‘, rief er und lachte.
Könnt ihr euch vorstellen, was der Pappenhamster gehamstert hat?“
Die Kinder schüttelten den Kopf.
„Nun“, sagte Onkel Theo. „Der Pappenhamster druckste erst eine Weile herum und wollte gar nichts sagen. Dann aber musste er zugeben, was sich in seiner Höhle befand. Sie war randgefüllt mit 1000 Rollen Klopapier!“
„So ein Quatsch!“, riefen die Kinder.
„Was?“, fragte Onkel Theo. „Quatsch nennt ihr das? Und euch soll ich noch mal was erzählen?“
Doch weil die Kinder sehr darum baten, sagte Onkel Theo: „Also gut. Vielleicht ein anderes Mal. Aber für heute ist Schluss.“
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Aus: Martin Ebbertz, Das Krokodil, das kommt aus Kiel
Illustrationen von Maria Lechner, Verlag Razamba
Leseprobe aus dem Buch Das Krokodil, das kommt aus Kiel.