Martin Ebbertz

Onkel Theo erzählt von der Banane

So, liebe Kinder“, sagte Onkel Theo. „Heute werdet ihr wieder was lernen.“

Die Kinder setzten sich auf Onkel Theos grünes Sofa und spitzten die Ohren.

Also“, sagte Onkel Theo. „Die Banane.“ Und er kratzte sich am Kopf.

Die Banane ist ein krummer Gegenstand, den man essen kann. Ihre Verpackung besteht aus ei­nem gelben Material. Am oberen Ende befindet sich ein schwarzer Stiel. Diesen Stiel nennt man Bananenöffner. Wenn man eine Banane essen möchte, muss man den Bananenöffner umkni­cken und mit seiner Hilfe die Verpackung von der Banane herunterziehen. Die Ver­packung selbst nennt man Schale. Sie ist zwar nicht essbar, aber dafür sehr prak­tisch, denn wenn man die untere Hälfte dranlässt, hat man einen hervorragenden Bananenhalter und macht sich beim Essen die Hände nicht so schmutzig.

Es ist noch gar nicht lange her, da wurden die Bananen ohne Bananenöffner gelie­fert. Als ich so alt war wie ihr, hatten die Bananen nämlich noch keinen Stiel. Da war das Bananenessen noch nicht so einfach wie heute. Um eine Banane zu öffnen, brauchte man einen Hammer und einen Nagel. Damit hat man zunächst ein kleines Loch in das obere Ende der Bananenschale geschlagen – aber natürlich ganz vor­sichtig, damit das zarte Fruchtfleisch keinen Schaden nahm. Anschließend musste man die Schale mit einem Dosenöffner in zwei Hälften schneiden. Und dann erst konnte man die Banane essen.

Vor gerade mal dreißig Jahren erfand ein kluger Professor aus Heidelberg den Ba­nanenstiel, und heute kann jedes Kind eine Banane öffnen.

Und jetzt erkläre ich euch, wie Bananen hergestellt werden. In den Bananenfabri­ken gibt es Töpfe, die sind so groß wie Häuser! Darin befindet sich der leckere Ba­nanenbrei. Das ist eine flüssige Masse, die etwa drei Wochen lang immer wieder umgerührt und mit ein wenig Zement abgemischt wird, bis sie schön fest ist. Aber nicht zu fest! Denn zuerst muss die Banane ja in die Schale gelangen, und dafür muss der Brei noch ein bisschen flüssig sein. Aus langen dünnen Rohren wird er in die Bananenschale gespritzt, und sobald die Banane voll ist, wird sie zugeklebt. Wenn ihr euch eine Banane einmal ganz genau anschaut, dann seht ihr gegenüber vom Stiel, am anderen Ende also, einen dicken, schwarzen Punkt. Der kommt vom Klebstoff. Achtet mal darauf, wenn ihr das nächste Mal eine Banane esst!

Zum Schluss kommt noch ein bisschen gelbe Farbe drauf – und fertig ist die Bana­ne! Das könnt ihr ganz leicht selbst machen, ihr braucht nur etwas Bananenbrei und eine Bananenschale. Habt ihr schon einmal eine Banane gebastelt?“

Die Kinder schüttelten den Kopf.

Jetzt wisst ihr ja, wie es geht“, sagte Onkel Theo. „Aber das Wichtigste hätte ich fast vergessen: Bevor der Bananenbrei ganz getrocknet ist, müsst ihr die Banane krumm biegen. Das ist nicht schwer. Man nimmt die Banane einfach in beide Hän­de, legt sie übers Knie und biegt mit aller Kraft. Dabei dürft ihr auf keinen Fall ver­gessen, wie ein richtiger Affe zu brüllen! Und nach etwa fünf Minuten ist die Bana­ne krumm.“

So ein Quatsch!“, riefen die Kinder.

Was?“, fragte Onkel Theo. „Quatsch nennt ihr das? Und euch soll ich noch mal was erzählen?“

Doch weil die Kinder sehr darum baten, sagte Onkel Theo: „Also gut. Vielleicht ein anderes Mal. Aber für heute ist Schluss.“

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Aus: Martin Ebbertz, Ein Esel ist ein Zebra ohne Streifen, Illustrationen von Maria Lechner, Verlag Razamba